Der Lampenabstand zur Spitze ist der Regler, an dem du am häufigsten drehst — und mit dem du am schnellsten helfen… oder schaden kannst. LEDs haben ihre „sweet spots“: zu nah verbrennen Terpene und bleichen Tops, zu weit dehnen Internodien und bremsen die Photosynthese. Hier kommt die Essay-Spickzettel-Version: Orientierungs-Tabellen, Light Burn vs. Mangel-Symptome und ein Protokoll, wann anheben/abdimmen, damit der Baldachin eben bleibt und die Stiele „gesund beten“.
Wie wirkt Abstand? Kurz und grower-gerecht
Je näher die LED, desto mehr Photonen pro m² — und desto stärker der Hotspot in der Mitte. Bar-Lights verteilen gleichmäßiger und dürfen näher hängen; Panel/Board brauchen etwas mehr Abstand wegen des steileren Peaks. Dazu kommt die Blatttemperatur: bei zu geringem Abstand steigen nicht nur µmol, sondern auch die Hitze auf der Blattoberfläche. Zu heiß/zu trocken an den Spitzen = Stress, selbst wenn PPFD „auf dem Papier“ gut aussieht.
Merke: ziele auf die Durchschnitts-PPFD der Phase (z. B. 300–500 µmol Veggie, 700–900 µmol Blüte) und nutze Abstand, um Gleichmäßigkeit zu formen. Erst den Baldachin glätten, dann die Leistung drehen.
Symptome: zu nah vs. zu weit
Zu nah (Lichtstress / Light Burn)
- Wo? Zuerst oben direkt unter der Lampe; unten sieht’s besser aus.
- Blätter:Taco (Kanten hochgerollt), Photobleaching obenauf, Vergilbung zwischen den Adern von der Spitze abwärts.
- Blüten: weiße, brüchige Spitzen, teils Foxtailing nur unter der Lampenmitte.
- Haptik: Blätter „papierig“, trockene Spitzen bei normalem Medium.
- Schnelltest: Lampe 5–8 cm anheben oder 10–20 % abdimmen für 48 h — neuer Wuchs wirkt gesünder.
Zu weit (Unterbelichtung)
- Wo? Ganze Pflanze, besonders Mitte/Unterseite.
- Blätter: flach, „träge“ unter Licht, lange Internodien, blasses Neuwachstum; kein „Beten“ nach Licht-On.
- Wuchs: „Lampe jagen“, weite Knotenabstände, langsame Harzbildung.
- Schnelltest: Lampe 5–8 cm senken oder Dimmer +10–15 %, Klima stabil — nach 2–3 Tagen sollten Knoten enger werden.
Light Burn oder Mangel? Nicht verwechseln
Stickstoff (N) — verbrannte Spitzen vs. Light Burn
- N-Burn: braune Spitzen an vielen Blättern überall, Blatt dunkel/glänzend, oft hohes Drain-EC.
- Light Burn: startet oben, oft ohne hohes EC; ganze Blattfläche zur Lampe hin leidet, Tops bleichen.
Magnesium (Mg) — Interkostal-Chlorose
- Mg-Mangel: zuerst ältere Blätter mittig/unten; Vergilbung zwischen Adern bei grünen Adern.
- Lichtstress: trifft neues Ober-Wachstum; begleitet von Taco und höherer Blatt-T.
Kalium (K) — verbrannte Ränder
- K-Mangel: Nekrose an Rändern, eher an mittleren/unteren Blättern, nicht zwingend unter der Lampenmitte.
- Light Burn: Ränder rollen (Taco), Gewebe weißt zur Lampe hin; lokal unter Licht, nicht gleichmäßig verteilt.
Diagnose-Tipp: schau, wo es beginnt (oben vs. unten) und wie der Neuwuchs reagiert nach 48 h Abstand/Leistung-Korrektur. Gesunder Neuwuchs = eher Licht/Klima als Nährstoffe.
Wann anheben, wann abdimmen?
- Anheben (Mechanik), wenn der Baldachin uneben ist und die Mitte zu viel kassiert: gibt mehr Gleichmäßigkeit, ohne den Rändern Photonen zu klauen.
- Abdimmen (Elektrik), wenn die Fläche schon eben ist, aber DLI zu hoch (z. B. >45 mol/Tag ohne CO₂) oder Blatttemperatur trotz sinnvollem Abstand hoch bleibt.
- Beides, wenn Stretch die Pflanzen in die Lampe treibt: zuerst +3–5 cm, nach 1 h PPFD/Blatt-T prüfen; wenn noch zu hoch — –10 % am Dimmer.
Orientierungs-Tabellen: LED-Abstand über dem Baldachin (Bar/Panel, modern 2,5–3,0 µmol/J)
Hinweis:Start-Distanzen für flache Baldachine. Immer Durchschnitts-PPFD prüfen (Raster: Mitte + Ecken). In Veggie reichen meist 50–70 % der Blüte-Leistung.
60×60 cm
LED-Leistung | Veggie (PPFD ~300–500) | Blüte (PPFD ~700–850) |
---|---|---|
100–120 W | 40–50 cm | 30–40 cm |
150–180 W | 45–55 cm | 35–45 cm |
80×80 cm
LED-Leistung | Veggie | Blüte |
---|---|---|
180–220 W | 45–55 cm | 35–45 cm |
240–260 W | 50–60 cm | 40–50 cm |
100×100 cm
LED-Leistung | Veggie | Blüte |
---|---|---|
300–350 W | 50–65 cm | 40–50 cm |
400–450 W | 55–70 cm | 45–55 cm |
120×120 cm
LED-Leistung | Veggie | Blüte |
---|---|---|
480–600 W | 55–75 cm | 45–60 cm |
650–750 W (2 Fixtures) | 60–80 cm | 50–65 cm |
Bar-Lights dürfen meist 5–10 cm näher hängen als Panels gleicher Leistung — dank besserer Gleichmäßigkeit.
„Ohne Drama“-Protokoll: Korrektur in 48 Stunden
- Identifizieren: tritt das Problem nur oben auf? (Dann meist Licht/Temperatur.)
- Nur eine Änderung zugleich:+5–8 cm Abstand oder–10–20 % dimmen.
- Loggen von PPFD (Ø aus 5 Punkten) und DLI (PPFD × Sekunden / 1.000.000).
- Neuwuchs checken nach 24–48 h. Besser? In kleinen Schritten alle 1–2 Tage fortsetzen.
- Kein Ping-Pong-Stress: kehren Taco/Bleach zurück, halbe letzte Änderung zurücknehmen und VPD prüfen (zu trocken/zu heiß verstärkt Light Burn).
Sonderfälle
- Stretch nach Flip: +2–5 cm/Tag. Tägliches Anheben um 2–3 cm einplanen oder tagsüber –5–10 % dimmen bis Stretch-Ende.
- CO₂ 800–1200 ppm: höhere PPFD (900–1100 µmol) möglich, aber nur mit sauberem VPD & Fütterung; Abstand oft gleich, Feintuning per Dimmer.
- Genetisches vs. Licht-Foxtailing: überall = Genetik; nur unterm Zentrum + Bleach = Lampe.
- UV/IR/Boost-Kanäle: als Gewürz, nicht Basis. Erst Weiß-Diode einstellen, dann Extras.
Mini-Budget für Seelenfrieden (Zubehör)
- Ratschenaufhänger: 8–15 €.
- Mini-Hygro/Thermo auf Baldachin-Höhe: 10–20 €.
- PPFD-App (Papier-Diffusor) oder einfacher Luxmeter: 0–20 €.
TL;DR — Goldsätze für die Zelttür
- Durchschnitt > Peak: auf Ø-PPFD je Phase zielen, Raster messen (Mitte + Ecken).
- Form vor Power: erst Baldachin flach, dann Dimmer drehen.
- Neuwuchs lügt nicht: Besserung nach 48 h Abstandskorrektur = kein Flaschen-Thema, sondern Licht/Klima.
- Zu nah: Taco, Bleach, Foxtail oben. Zu weit: Stretch, träge Blätter, Blässe überall.
- DLI in Blüte ohne CO₂: typ. 30–45 mol/Tag. Darüber: Blatttemperatur im Blick, nicht nur Display.