Gärtnern macht Spaß, aber „spurlos“ geht’s am Körper nicht vorbei. Im Growroom treffen sich Feuchte, Hitze, dichtes Klima, starkes Licht, feiner Staub – und scharfe Werkzeuge. Mit ein paar einfachen Regeln sparst du dir Ärger mit Haut, Augen, Rücken, Nebenhöhlen und – ja – dem Kopf. Hier kommt ein praxisnahes Set an Gewohnheiten, von Grower zu Grower.
Die Luft, die du einatmest
- Masken sind kein Fremdschämen. Perlit, Biochar, Trichom-Staub, Pilzsporen und Reinigungsdämpfe landen sonst in der Lunge. Zum Sieben/Perlit FFP2/FFP3, für Routinearbeiten FFP2. Einweg: €0,5–€2/Stk., Halbmaske wiederverwendbar €25–€40.
- Luftwechsel ist auch für dich da. Arbeite bei laufender Abluft oder offenen Zügen. Fühlt sich der Kopf „schwer“ an: Pause, Frischluft, Wasser.
CO₂ – smart nutzen, ohne Heldentum
- Extra CO₂ ist super für Pflanzen, für dich in Übermaß nicht. Bleib bei vernünftigen Setpoints (typisch 800–1 200 ppm für Pflanzen) und sorge während der Arbeit für gute Belüftung. Ein CO₂-Messgerät (NDIR) hilft Pflanzen und Gehirn (€60–€150). Steigen die Werte: lüften und kurz raus.
Licht & Augen
- LED/HPS sind keine Nachtlichter. Magenta-Spektren, Blauanteil, teils UV – Augenstress ist real. Grow-Brillen passend zum Spektrum (HPS- oder LED-Gläser) tragen – brauchbare Modelle ab €10–€25.
- Nicht aus der Nähe in Dioden starren; Service möglichst bei ausgeschaltetem Licht.
Haut, Hände, Allergien
- Harz und Feinstaub können sensibilisieren. Nitrilhandschuhe (100er-Box €5–€15) schützen vor „grünem Ausschlag“ und Reinigern.
- Nach der Arbeit kühles Wasser + milde Seife, nicht heiß – Harz nicht „einbügeln“.
- Bei Neigung zu Allergien: Langarm tragen und Arbeitskleidung separat waschen.
Chemie & Desinfektion – ohne Eskalation
- Isopropanol, H₂O₂, Peressigsäure (PAA), Hypochlorit wirken – aber mit Verstand: Handschuhe, Schutzbrille, Lüftung.
- Nie Chlor mit Säuren/Ammoniak mischen.
- Sprüher und Kanister beschriften (was, wann, Konzentration). Schont Haut, Augen, Nerven.
Ergonomie & Rücken
- Substratsäcke, Coco-Bricks, Kanister – viele Kilo. Aus den Beinen heben, Last körpernah, Sackkarre/Rollbrett nutzen.
- Trimmen? Stuhl mit LWS-Stütze, Kniematte bei Bodenarbeit, Mikropausen alle 30–45 Min. zum Dehnen von Handgelenken und Nacken.
Lärm
- Große Lüfter, Umkehrosmose, Kompressoren brummen den ganzen Tag. Kapselgehörschutz oder Stöpsel (€15–€30) bringen viel.
- Bei Dauerlärm an einem Gerät: Aufgaben rotieren.
Hitze, Schweiß, Dehydrierung
- Growrooms werden zu Saunen: Licht + Feuchte + Arbeit = Überhitzung.
- Wasser griffbereit, bei langen Schichten isotonisch. Draußen: Kappe/Hut, leichte Kleidung.
- Anzeichen: Schwindel, Krämpfe, Übelkeit – raus, hinsetzen, Wasser trinken, Nacken kühlen.
Strom & Wasser – schlechtes Paar
- Treiber/Netzteile, Steckdosenleisten, Controller vom Boden weg, Tropfschleifen an Kabeln.
- FI/RCD (Fehlerstromschutzschalter) ist Pflicht. Nacht-Leck? Ein RCD hat schon viele Grower und Wohnungen gerettet.
- Kabel im Schutzrohr, dichte Verbinder, keine Mehrfachstecker-Bäume.
Messer, Scheren, Skalpell
- Die meisten Schnitte passieren beim Hetzen mit stumpfem Werkzeug, nicht auf der Trim-Matte. Scharfe Klingen schneiden sauber, stumpfe reißen Haut.
- Klingenschutz, Werkzeug immer am selben Platz ablegen, Desinfektion nach jeder Pflanze – Hygiene und Sicherheit in einem.
Dein Kopf ist auch Equipment
- Lange Soloschichten ziehen runter. Mach daraus ein Ritual: Musik/Podcast, Tageslicht in Pausen, kurzer Spaziergang nach dem Zelt.
- Schlaf und Essen sind die „Nährlösung“ für den Operator. Ohne sie steigen die Fehler.
Kleines HSE-Starterkit (realistische Preisbereiche)
- FFP2/FFP3 (Box): €10–€30; Halbmaske + Filter: €25–€40.
- Grow-Brille (LED/HPS): €10–€25.
- Nitrilhandschuhe (100 Stk.):€5–€15.
- Gehörschutz (Kapsel/Stöpsel):€15–€30.
- CO₂-Messgerät (NDIR):€60–€150.
- Erste-Hilfe-Set + Augenspülung:€10–€25.
Mini-Checkliste an der Growroom-Tür
Vor dem Eintritt: Trinkwasser, Handschuhe, Brille/Maske passend zur Aufgabe, saubere & scharfe Tools.
Während der Arbeit: Lüftung an, alle ~45 Min. pausieren, aus den Beinen heben, Kabel ordentlich.
Beim Verlassen: Hände mit kühlem Wasser waschen, Arbeitsklamotten separat waschen, kurz notieren welche Chemie/Konzentration im Einsatz war, 5 Minuten Dehnen.
Fazit
Das hier ist keine „medizinische Beratung“, sondern praxiserprobte Routine. Zusammen angewendet machen diese Gewohnheiten jede Woche einen riesigen Unterschied. Sorge für die Pflanzen – aber zuerst für die/den Operator. Auf maryjane.farm mögen wir es, wenn Grower die Schicht schmerzfrei und klar im Kopf beenden – das spüren auch die Pflanzen.