Normalerweise läuft die Uhr im Cannabisanbau nur in eine Richtung: von Vegi zu Blüte, dann ernten und ins Glas. Aber was, wenn ich dir sage, dass du die Uhr zurückdrehen kannst? Dass du eine Pflanze in voller Blüte wieder in die Wachstumsphase zwingen kannst — und sogar Klone aus ihr schneiden?
Klingt wie Magie? Ist es nicht. Es ist Re-vegging und sein wilder Cousin Monstercropping. Diese Techniken sind etwas fortgeschrittener, aber keine Sorge — ich zeige dir Schritt für Schritt, wie du sie in deinem Grow ausprobieren kannst.
Was ist Re-Veg?
Re-veg (kurz für Re-vegging, „zurück in die Wachstumsphase“) bedeutet, dass du eine blühende Pflanze nimmst und ihren Lichtzyklus zurück auf Vegi stellst. Statt die ganze Pflanze zu fällen und Lebewohl zu sagen, lässt du etwas Grün stehen und gibst ihr ein zweites Leben.
Stell dir vor, du schneidest einen riesigen Weihnachtsbaum bis auf die Äste zurück, und dann treibt er wieder frische Triebe aus. Genau so sieht Re-veg im Growroom aus.
So bringst du die Pflanze zurück in die Vegi — Schritt für Schritt
- Etwas Leben übrig lassen: Beim Ernten nicht alles schneiden. Lass ein paar Popcornbuds unten und ein paar Blätter stehen. Das ist die Basis, aus der die Pflanze neu austreibt.
- Photoperiode umstellen: Geh zurück auf das klassische 18/6 (18 Stunden Licht, 6 Stunden Dunkelheit). Das Licht muss stabil und stark sein.
- Geduld haben: Die ersten Wochen sehen seltsam aus — die Pflanze bringt verdrehte, einblättrige Blätter, manchmal wie Petersilie. Keine Panik, das ist normal.
- Neue Vegi-Phase: Nach ein paar Wochen kommen frische Triebe und normale Blätter. Ab dann behandelst du die Pflanze wie jede andere in der Wachstumsphase.
Warum überhaupt Re-Veg?
- Rettung eines Schatzes: Du hast einen besonderen Phänotyp gefunden, aber keine Klone genommen? Mit Re-veg kannst du ihn behalten.
- Mutter-Bonsai: Manche Grower halten Mütter jahrelang in Re-veg, schneiden sie wie Bonsais und nehmen Klone wann immer sie wollen.
- Zusätzliche Ernte: Du kannst eine zweite Runde aus derselben Pflanze holen, auch wenn das Zeit und Geduld braucht.
Monstercropping — Klone aus der Blüte
Beim Monstercropping schneidest du Klone von einer bereits blühenden Pflanze. Das ist ein bisschen verrückt, denn die Klone müssen erst „verlernen“ zu blühen und zurück in die Vegi gehen.
Warum funktioniert das?
Nach dieser Schockphase wachsen die Klone extrem buschig, mit vielen Seitentrieben. Sie sind wilder als normale Vegi-Klone — daher der Name.
So geht’s:
- Schneide Klone von den unteren Zweigen in der 2.–4. Blütewoche.
- Steck sie in Rooting-Gel und Würfel wie normale Klone.
- Stelle sie auf 18/6-Licht und hab Geduld — sie brauchen länger zum Bewurzeln.
- Wenn sie anwachsen, werden sie zu Triebmaschinen.
Worauf man beim Photoperiod achten muss
Re-veg und Monstercropping funktionieren nur mit photoperiodischen Sorten. Autoflower kannst du nicht zurück in die Vegi schicken, weil sie einen eingebauten genetischen Timer haben.
Genauso wichtig: der Lichtzyklus muss stabil bleiben. Schwankungen oder Lichtlecks stressen die Pflanze, und Stress führt zu Hermaphroditen. Und das willst du sicher nicht.
Nachteile und Herausforderungen
- Zeit: Re-veg ist langsam. Statt ein neues Seed zu setzen, wartest du wochenlang, bis die Pflanze wieder auf Kurs kommt.
- Stress: Nicht jede Pflanze steckt das weg. Manche gehen einfach ein.
- Ertrag: Die zweite Runde kann kleiner sein, manchmal aber auch frostiger.
Re-veg und Monstercropping sind wie das Zurückdrehen der Uhr im Growroom. Sie lohnen sich nicht immer, und sie laufen nicht immer perfekt, aber wenn du eine besondere Pflanze findest, sind sie Gold wert. Das sind Techniken für Grower, die keine Angst vor Experimenten haben und das Maximum aus ihren Pflanzen holen wollen.
Und das Wichtigste: keine Panik bei diesen komischen, einblättrigen Blättern am Anfang. Das ist das Zeichen, dass deine Pflanze um ihr zweites Leben kämpft — und deine Aufgabe ist es, ihr dafür Zeit und stabile Bedingungen zu geben.