Manchmal läuft alles super – bis man reingeht und plötzlich Panik bekommt: Die Blattspitzen sind braun, komische Flecken, etwas sieht „angekokelt“ aus. Ist es ein Pilz? Eine Seuche? Muss ich jetzt alles spritzen?! Ganz ruhig – die meisten dieser Probleme, besonders bei jungen oder frisch umgetopften Pflanzen, sind schlicht physiopathologische Reaktionen auf Klima, Nährstoffzugabe oder andere Pflegefehler – keine Infektion, keine echte Krankheit!
Wie erkennst du, dass es KEINE Krankheit ist?
1. Tip Burn (Nährstoffverbrennung)
So sieht’s aus: Typisch braune, verbrannte Spitzen – meist an jungen, noch weichen Blättern oben. Das übrige Blatt sieht meist gesund aus.
Ursache: Zu viel Dünger, vor allem Stickstoff/Kalium bzw. zu hoher EC-Wert.
Was tun?
Nährlösungsstärke prüfen, EC runterfahren.
Erde gut spülen (Durchlauf mit viel Wasser).
Lieber zu wenig düngen als zu viel!
Grower-Fehler: Mit Mangel verwechseln („Braun ist zu wenig?“) – FALSCH! Beim Mangel wird es erst gelb, nicht braun an der Spitze.
2. Lichtschäden (Light Burn)
So sieht’s aus: Gelbliche oder weißliche Stellen an den oberen Blättern, manchmal knusprig am Rand. Blätter rollen sich nach unten oder zeigen dunkle Blattadern.
Ursache: LED/HPS zu nah, zu starkes Licht, Reflektionen von der Folie.
Was tun?
Lampe höher hängen oder Pflanze tiefer stellen.
Leistung reduzieren/dimmen.
Ursache entfernen – Pflanze regeneriert von selbst.
3. Hitzestress
So sieht’s aus: Blätter wellig, wie kleine „Tacos“, Ränder hochgebogen, einzelne gelbe oder graue Flecken, Blätter hängen auch nach Gießen.
Ursache: Temperaturen >28–30°C, besonders unterm Licht oder im Gewächshaus; zu wenig Luftbewegung.
Was tun?
Fenster auf, mehr Lüfter, Luftfeuchtigkeit erhöhen (nie direkt Blätter sprühen!).
Bisschen Schatten in heißen Stunden.
4. Versalzung (Salzstress)
So sieht’s aus: Spitzen rollen ein, weiße Salzkruste an den Töpfen, Blätter glanzlos, an vielen Stellen braune Spitzen (nicht nur oben!).
Ursache: Zu viele Salze aus Dünger, hartes Wasser, zu selten gespült.
Was tun?
Großzügig durchspülen, damit Salze rausgehen.
Düngung reduzieren, Drain-EC und pH kontrollieren.
Mehr frische Erde, weniger Flüssigdünger.
Verwechselt: Sieht oft nach Krankheit aus – aber meist reicht gründliches Spülen!
Superschnelle Diagnose-Tabelle
Symptom | Wahrscheinliche Ursache | Erste Maßnahme |
---|---|---|
Braune Blattspitzen | Tip Burn (Überdüngung) | Spülen, weniger Dünger |
Gebleichte Oberblätter | Lichtschaden | Lampe hochsetzen |
Welke, gewellte Blätter | Hitzestress | Lüften, Temperatur senken |
Braune Spitzen & Kruste | Salzstress | Spülen, weniger Dünger |
Klassische Grower-Fehler und Panik
Noch mehr düngen bei Überdüngung: „Sieht schlecht aus, ich geb mehr…“ – wird dann aber schlimmer!
Lampen immer volle Pulle laufen lassen: „Viel Licht bringt viel!“ – Nicht immer!
Lüften vermeiden aus Angst vor CO₂-Verlust: Aber ohne Frischluft gehen die Pflanzen schneller kaputt!
Salz an Töpfen ignorieren: Zeichen für Versalzung – sofort handeln!
FAQ: Cannabis-Physiopathien
Sind braune Spitzen immer Krankheit?
Nein, meist ist’s Tip Burn – einfach zu viel Nährstoff!
Ist Lichtschaden reparierbar?
Ja, solange du rechtzeitig reagierst. Neues Laub wächst gesund.
Soll ich verbrannte Spitzen abschneiden?
Meist nicht nötig, außer sie sind wirklich komplett tot und knusprig.
Wie oft spülen?
Alle 2–3 Wochen bei Indoor und Mineraldünger tut den Wurzeln echt gut.
Wo als Erstes Fehler suchen?
Immer bei dir selbst: Düngung, Licht, Klima zuerst prüfen – Krankheit ist selten der Auslöser!
Fazit
Die meisten physiopathologischen Probleme entstehen aus Übermotivation: zu viel Dünger, zu viel Licht, zu wenig Luft. Also: Ruhe bewahren, Pflanzen beobachten und erstmal die Basics klären, bevor du zur Chemie oder Schere greifst. Mit gesunder Vorsicht wirst du gesunde Pflanzen ernten – und kannst wirklich stolz auf dein Indoor sein!