Viele Grower haben ihre kleinen „Geheimtricks“ für die letzte Phase der Blüte. Einer der am häufigsten genannten ist, die Pflanzen für 72 Stunden komplett ins Dunkel zu stellen, bevor geerntet wird. Befürworter sagen: „mehr Harz, höheres THC, stärkeres High“. Kritiker schütteln den Kopf und halten es für Placebo. Die Wahrheit? Wie so oft, nicht ganz so einfach.
Worum geht es bei der Technik?
Die Idee ist simpel: Anstatt die Pflanzen bis zum Schluss im normalen Lichtzyklus (z. B. 12/12) zu lassen, schaltest du die Lampen aus und lässt den Growroom drei volle Tage in kompletter Dunkelheit.
Die Annahmen dahinter:
- im Dunkeln soll die Pflanze mehr Harz produzieren, als eine Art Schutzmechanismus,
- ohne Licht soll sie ihre Reserven „veratmen“ und dadurch mehr Cannabinoide bilden,
- am Ende sollen die Blüten stärker und geschmackvoller sein.
Klingt verlockend. Aber funktioniert das wirklich?
Was sagen Grower?
In Foren liest du hunderte Erfahrungsberichte wie:
- „nach 72 Stunden Dunkelheit waren meine Buds komplett vereist“,
- „das High war deutlich stärker als sonst“,
- „das Aroma war intensiver“.
Manche Grower schwören darauf und machen es standardmäßig. Andere probieren es und sehen keinen Unterschied. Die unterschiedlichen Meinungen hängen oft vom Strain ab – und natürlich davon, dass „stärker“ oder „frostiger“ nicht immer objektiv messbar ist.
Was sagt die Wissenschaft?
Hier wird es spannend. Die Forschung zum Metabolismus von Cannabinoiden ist noch begrenzt, aber ein paar Dinge wissen wir:
- Trichome entstehen als Reaktion auf UV-Licht und Umweltstress. Dunkelheit ist normalerweise kein Faktor, der Harzproduktion auslöst.
- THC-Gehalt hängt in erster Linie von der Genetik und der Reife der Trichome ab, nicht von 2–3 Tagen Dunkelheit.
- THC-Abbau passiert durch Licht und Hitze — Dunkelheit kann also eher schützen, aber nicht erhöhen.
Kurz gesagt: Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass drei Tage Dunkelheit den THC-Wert erhöhen. Aber es gibt auch keine eindeutigen Daten, die es völlig widerlegen.
Placebo oder echter Effekt?
Oft nehmen Grower Unterschiede wahr, weil:
- Buds nach Dunkelheit optisch frostiger wirken (weniger Licht = weniger Verdunstung, Harz sieht glänzender aus),
- frisch geerntete Blüten beim Rauchen immer stärker wirken, wenn man sie mit früheren „Testbuds“ vergleicht,
- der Gedanke „ich habe einen Spezialtrick angewandt“ das High subjektiv verändert.
Manche vergleichen es mit einem Gewürz im Essen — manchmal merkst du es wirklich, manchmal eher im Kopf.
Wie probierst du es sicher?
Wenn du die Methode selbst testen willst:
- Wähle den richtigen Zeitpunkt — nur, wenn die Trichome reif sind (meist milchig, einige bernsteinfarben). Zu früh = Potenzial verschenkt.
- Sorge für Belüftung — Dunkelheit + Feuchtigkeit = Schimmelgefahr. Lass den Lüfter weiterlaufen.
- Kein Gießen in dieser Zeit — Medium eher trocken halten, um Luftfeuchtigkeit zu senken.
- Nach 72 Stunden sofort ernten — länger bringt nichts, erhöht nur das Risiko von Schimmel.
Oder lieber Alternativen…
Wenn dein Ziel mehr Harz ist, sind diese Methoden sicherer und bewährter:
- richtige Lichtintensität (PPFD 800–1000 µmol/m²/s in der Blüte),
- UV-B-Supplementierung in den letzten Wochen,
- kontrollierte Stressmethoden (z. B. leichte Trockenphasen oder LST).
Für diese Techniken gibt es handfeste Belege.
Fazit
Drei Tage Dunkelheit vor der Ernte sind ein spannendes Experiment.
- Wissenschaftlich gibt es keinen Beweis, dass der THC-Gehalt steigt.
- Grower-Meinungen sind geteilt — von begeistert bis skeptisch.
- Wenn du es testen willst, mach es sicher und achte auf die Luftfeuchtigkeit.
👉 Ehrlich gesagt: kein Game-Changer, aber auch kein kompletter Mythos. Probiere es selbst und schau, ob deine Pflanzen dir mit mehr Glanz im Harz antworten.