Jeder Grower erinnert sich an seinen ersten Durchgang: voller Aufregung, aber auch Unsicherheit. Das Internet lockt mit Fotos riesiger, glitzernder Buds, Seedbank-Kataloge versprechen Wunder. Doch am Anfang stehen immer dieselben Fragen: Welche Samen soll ich wählen? Welche Ausrüstung brauche ich wirklich? Schaffe ich das ohne Erfahrung?
Dieser Guide ist für dich – ein klarer Weg von einem winzigen Samen bis zu aromatischen Blüten, die bereit zum Genießen sind. Ohne Hype, ohne unnötige Komplikationen, dafür mit praktischen Tipps, Zahlen und Tricks, die wirklich funktionieren.
1. Samenwahl – das Fundament deiner Grow-Reise
Alles beginnt mit dem Samen.
Samenarten
- Feminisierte Samen – 99 % Chance auf weibliche Pflanzen, die Blüten entwickeln. Ideal für Einsteiger.
- Reguläre Samen – Mischung aus Männchen und Weibchen. Anspruchsvoller, da du die Männchen entfernen musst, bevor sie bestäuben.
- Autoflower-Samen – gehen nach 3–4 Wochen automatisch in die Blüte. Kurzer Zyklus (70–90 Tage von der Saat bis zur Ernte), kleinere Pflanzen.
💡 Für Anfänger sind photoperiodische, feminisierte Samen am besten – sie bieten das beste Verhältnis von Ertrag zu Einfachheit.
Wo kaufen
Vertrauenswürdige Online-Seedbanks – z. B. Royal Queen Seeds, Barney’s Farm, Fast Buds. Preis für gute Genetik: 7–12 EUR pro Samen. Spare hier nicht – schwache Genetik = schwache Erträge.
2. Keimung – der erste Atemzug des Lebens
Die einfachste Methode: zwischen feuchten Küchentüchern.
- Küchentuch anfeuchten, Samen hineinlegen, mit einem zweiten Tuch bedecken, in eine kleine Box legen.
- Dunkel und warm lagern (22–26 °C).
- Nach 24–72 h zeigt sich die weiße Keimwurzel.
Alternativen: Rockwool-Würfel, Jiffy-Torfquelltöpfe.
👉 Pro Tipp: Keimwurzel nicht mit den Fingern anfassen. Benutze eine Pinzette, um sie in Erde oder Kokos zu setzen.
3. Wuchsphase – Aufbau der grünen Masse
Licht
- Indoor: 18 h Licht / 6 h Dunkelheit.
- Outdoor: natürliches Sonnenlicht im Frühling und Sommer.
Medium (Substrat)
- Erde – am einfachsten für Anfänger. Gute Fertigmischungen kosten 10–15 EUR pro 50-Liter-Sack.
- Kokos – schnelleres Wachstum, braucht aber von Anfang an Dünger.
- Hydro – sehr produktiv, aber nichts für den Start.
Nährstoffe
Ein einfaches Grow–Bloom–Micro-Set (z. B. Advanced Nutrients, BioBizz) reicht völlig. Kosten: 40–50 EUR für einen kompletten Durchgang.
Parameter
- Temperatur: 22–28 °C.
- Luftfeuchtigkeit: 50–70 %.
- Gießen: lieber seltener, aber gründlich. Regel: Topf soll zwischen den Wassergaben austrocknen.
4. Blütephase – jetzt beginnt die Magie
Umstellung auf Blüte:
- Indoor: Umstellung auf 12 h Licht / 12 h Dunkelheit.
- Outdoor: passiert automatisch, wenn die Tage im Spätsommer kürzer werden.
Was sich verändert
- Pflanzen können um das 2- bis 3-Fache in die Höhe schießen (Stretch).
- Pistillen (weiße Härchen) erscheinen, dann dichte Blüten.
- Dünger: weniger Stickstoff, mehr Phosphor und Kalium.
Geruchskontrolle
Indoor ist ein Aktivkohlefilter Pflicht (70–100 EUR). Ab Woche 6–7 der Blüte kann der Geruch ein ganzes Haus ausfüllen.
5. Ernte – das große Finale
Das Wichtigste: beobachte die Trichome (Lupe ×60, USB-Mikroskop).
- 70 % milchig + 20–30 % bernsteinfarben = optimale Wirkung und Balance.
- Verlass dich nicht nur auf die Pistillenfarbe!
Schneide ganze Pflanzen oder einzelne Äste.
6. Trocknen und Curen – Geschmack und Potenz entfalten
Trocknen
- Äste kopfüber in einem dunklen, belüfteten Raum aufhängen.
- Temperatur: 18–22 °C, Luftfeuchtigkeit 50–60 %.
- Dauer: 7–14 Tage, bis Stiele beim Biegen brechen statt sich nur zu biegen.
Curen
- Getrocknete Buds in luftdichte Glasgläser geben.
- In den ersten 2 Wochen täglich für 10–15 Minuten öffnen.
- Nach 4–6 Wochen sind Geschmack und Potenz auf ihrem Höhepunkt.
Tabelle – Beispiel-Grow-Kalender (feminisierte Photoperioden)
Phase | Dauer | Hinweise |
---|---|---|
Keimung | 2–7 Tage | 22–26 °C, feucht, dunkel |
Wuchsphase | 4–6 Wochen | 18/6 Licht, leichtes Düngen |
Blütephase | 8–10 Wochen | 12/12 Licht, Geruchskontrolle |
Trocknen | 1–2 Wochen | 20 °C, 50–60 % RLF |
Curen | 4–8 Wochen | Glasgläser, tägliches „Burping“ |
FAQ – häufige Anfängerfragen
Kann ich auch ohne Dünger anbauen?
Ja, in guter All-Mix-Erde kommt die Pflanze die ersten 3–4 Wochen klar. Aber für volles Potenzial solltest du Grunddünger geben.
Was kostet ein erster Grow?
- Samen: 30–50 EUR (5 Stück).
- Erde und Töpfe: 20–30 EUR.
- Dünger: 40–50 EUR.
- LED-Lampe 300 W: 200–250 EUR.
Insgesamt: etwa 300–400 EUR Investition.
Welchen Ertrag kann ich erwarten?
Indoor mit 300 W LED: 150–250 g pro Durchgang. Outdoor – wetterabhängig, aber 300–500 g pro Pflanze sind realistisch.
Fazit
Dein erster Cannabisanbau ist eine Reise. Vom Moment, in dem ein winziger Samen aufbricht, bis zum Tag, an dem du aromatische Blüten erntest – der Prozess steckt voller Lernen und Freude.
Denk dran:
- Halte es simpel – starte mit Erde, feminisierten Samen und Basisdünger.
- Beobachte deine Pflanzen – sie zeigen dir, was sie brauchen.
- Geduld ist der Schlüssel – Ernte und Trocknung nicht überstürzen.
Dein erster Grow wird nicht perfekt sein, aber er wird deiner sein. Und wenn du zum ersten Mal deine eigenen Blüten rauchst, wirst du Cannabis nie wieder gleich sehen.